Anzeige

Windpocken und Schwangerschaft

Was löst Windpocken aus?

Windpocken werden von einem Virus namens Varizella-Zoster ausgelöst. Das Hauptsymptom ist ein juckender Ausschlag, der Blasen oder Beulen entwickelt. Diese bilden dann Schorf und fallen ab, wenn die Infektion sich ihrem Ende nähert. Windpocken sind bereits 1-2 Tage vor Auftreten des Hautausschlags ansteckend und bleiben es solange, bis alle Bläschen überkrustet sind. (NHS 2013a, RCOG 2008)

Kann es meinem Baby schaden, wenn ich Windpocken bekomme?

Wenn Sie sich während der Schwangerschaft mit Windpocken anstecken und diese Krankheit noch nie gehabt haben, kann es für Sie und das Baby gefährlich sein. Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Neun von zehn Erwachsene haben die Windpocken bereits als Kind gehabt. Damit sind sie immun, denn wenn man die Infektion einmal hatte, bekommt man sie kein zweites Mal (PHE 2014, RCOG 2008).

Falls Sie unsicher sind, ob Sie bereits immun sind, sollten Sie sofort zum Arzt/zur Ärztin gehen, wenn Sie sich angesteckt haben oder auch nur den Verdacht haben. Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es Mutter und Kind gut geht. (NHS 2014a)

Anzeige | Seite wird unten fortgesetzt
Trotzdem besteht leider das - wenn auch nur kleine - Risiko, das Windpocken bei Schwangeren zum sogenannten kongenitalen Varizellensyndrom (CVS) führen. Babys mit CVS werden mit schwerwiegenden Problemen geboren. Dazu gehören Narben, Augenprobleme, Hirn-, Darm- und Blasenprobleme und verkürzte Gliedmaßen (Sinha 2012, HPA 2011).

Wie hoch das Risiko für CVS ist, hängt von der Phase der Schwangerschaft ab: In der ersten Schwangerschaftshälfte sind ein bis zwei von 100 Kindern, deren Mütter an Windpocken erkrankt sind, vom CVS betroffen. Das Risiko ist also sehr gering. (HPA 2011)

In der zweiten Schwangerschaftshälfte besteht kein Risiko für das Auftreten eines CVS. Es kann aber sein, dass es einen Herpes Zoster in seinen ersten Lebensjahren entwickelt (HPA 2011).

Um die Gesundheit Ihres Babys zu überprüfen, wird der Arzt/die Ärztin eine ausführliche Ultraschalluntersuchung vornehmen (Shrim et al 2012). Dabei wird überprüft, ob die lebenswichtigen Organe Ihres Babys gesund sind. (RCOG 2007)

Der Ultraschall kann auch zeigen, ob die Gliedmaßen und das Gehirn sich so entwickeln, wie sie sollen. Eine solche Untersuchung kann aber nicht alle Geburtsfehler zeigen, ist also keine vollständige Garantie, dass das Baby nicht von dem Virus geschädigt wurde.

Wenn Sie innerhalb von fünf Tagen vor oder drei Tagen nach der Geburt Windpocken bekommen, kann Ihr Baby ebenfalls ernsthaft erkranken. Für Neugeborene können Windpocken eine ernste oder sogar lebensbedrohliche Krankheit sein (NHS 2014a, PHE 2014).

Windpocken können in der Schwangerschaft sowohl für Mütter als auch Babys gefährlich sein. Die Krankheit kann ernsthafte Komplikationen verursachen, die zu schweren Erkrankungen für Sie führen können. So entwickelt etwa eine von zehn schwangeren Frauen, die an Windpocken erkrankt, eine Lungenentzündung. Auch Ihre Leber und Ihr Gehirn können betroffen sein (NHS 2014b).

Anzeige | Seite wird unten fortgesetzt
Es ist daher sehr wichtig, es Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin sofort zu sagen, wenn Sie während der Schwangerschaft irgendeinen Ausschlag haben. Neben den Windpocken gibt es noch andere Krankheiten, die sich in einem Ausschlag äußern und einige davon können Ihrem Baby schaden oder Sie selbst sehr krank machen (MacMahon 2012).

Auch wenn Sie noch keinen Ausschlag haben, sollten Sie es Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder Ihrer Hebamme sagen, wenn Sie Kontakt mit Windpocken hatten und selber noch keine gehabt haben. Falls Sie nicht ganz sicher sind, ist es besser, mit dem Arzt/der Ärztin zu sprechen, als nichts zu tun.

Ich bin schwanger. Soll ich den Kontakt mit Menschen meiden, die Windpocken haben?

Wenn Sie selber Windpocken als Kind gehabt haben, gibt es keinen Grund dafür. Ihr Körper hat die Antikörper gegen den Virus, was bedeutet, dass Sie immun sind und keine Windpocken mehr bekommen können (RCOG 2008).

Falls Sie unsicher sind, ob Sie immun sind, sollten Sie sofort mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder Ihrer Hebamme sprechen, um sich Rat zu holen (NHS 2014c). Der Virus verbreitet sich sehr schnell durch kleine Tröpfchen in der Luft und durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch (PHE 2014).

Wenn Sie selber noch keine Windpocken gehabt haben, ist das Risiko sehr hoch, sich mit dem Virus anzustecken, sobald Sie im selben Raum mit einem Erkrankten sind. Zum Beispiel reicht oft ein kurzes Gespräch von Angesicht zu Angesicht, um sich mit dem Virus anzustecken (Fox 2010, PHE 2014, RCOG 2008).

Sie können sich auch bei jemandem anstecken, der Gürtelrose hat, da sowohl Windpocken als auch Gürtelrose von demselben Virus verursacht wird (NHS 2013a). Mehr Informationen hierzu erhalten Sie in unserem Artikel Gürtelrose während der Schwangerschaft.

Woher weiß ich, ob ich immun gegen Windpocken bin?

Wenn Sie als Kind Windpocken hatten, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Da Windpocken in anderen Teilen der Welt weniger oft auftreten, sollten Sie es Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin sagen, falls Sie außerhalb Deutschlands aufgewachsen sind (RCOG 2008). Der Arzt/Die Ärztin kann dann einen Bluttest durchführen, um festzustellen, ob Sie immun sind oder nicht (RCOG 2008).

Anzeige | Seite wird unten fortgesetzt
Es gibt eine Impfung gegen Windpocken (PHE 2014). Leider kann man sich während der Schwangerschaft nicht impfen lassen, da es Ihrem ungeborenen Baby Schaden zufügen könnte (RCOG 2008). Sie müssen die Geburt Ihres Babys abwarten, bevor Sie sich gegen Windpocken impfen lassen können (PHE 2014, RCOG 2008).

Wie behandelt man Windpocken in der Schwangerschaft?

Sie können ohne Bedenken Paracetamol nehmen, um Schmerzen und Fieber zu behandeln. Dazu können Sie juckreizstillende Lotionen wie Lotio alba verwenden, um den Juckreiz Ihrer Bläschen zu lindern (NICE 2012).

Ihr Arzt/Ihre Ärztin könnte eine Injektion mit VZIG empfehlen (RCOG 2008, UKTIS 2011). Das steht für Varicella-Zoster-Immunglobulin, es ist ein Bluterzeugnis, das Antikörper gegen Windpocken enthält (PHE 2014).

VZIG kann die Infektion abschwächen und verkürzen (RCOG 2008). Im Idealfall sollten Sie die Injektion innerhalb von 72 Stunden bekommen, nachdem Sie dem Virus ausgesetzt waren, es sollte jedoch spätestens zehn Tage danach injiziert sein. (RCOG 2008)

Vielleicht gibt der Arzt/die Ärztin Ihnen auch Aciclovir, das ist ein Arzneistoff zur Bekämpfung von Viren (RCOG 2008, UKTIS 2010, UKTIS 2011). Die Behandlung sollte zügig nach dem Auftreten der ersten Windpocken-Symptome stattfinden (EMC 2013).

Wie behandelt man Windpocken bei Neugeborenen?

Falls Sie wenige Tage vor oder nach der Entbindung Windpocken bekommen, wird man Ihrem Baby Varicella-Zoster-Immunglobulin verabreichen, um das Ausbrechen der Krankheit zu vermeiden oder abzuschwächen. Erkrankt Ihr Baby dennoch an Windpocken, wird es Aciclovir erhalten, da sein eigenes Immunsystem noch nicht gut genug entwickelt ist.
Holen Sie sich unsere kostenlose Nummer 1 Schwangerschafts- und Baby-App
Handy mit BabyCenter-App

Das Redaktionsteam von BabyCenter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die hilfreichsten und vertrauenswürdigsten Schwangerschafts- und Erziehungsinformationen der Welt bereitzustellen. Bei der Erstellung und Aktualisierung von Inhalten verlassen wir uns auf glaubwürdige Quellen: angesehene Gesundheitsorganisationen, Berufsgruppen von Ärzten und anderen Experten sowie veröffentlichte Studien in Fachzeitschriften mit Peer-Review. Wir sind der Meinung, dass Sie immer die Quelle der Informationen kennen sollten, die Sie sehen. Erfahren Sie mehr über unsere Redaktions- und medizinischen Überprüfungsrichtlinien.

Cohen A, Moschopoulos P, Stiehmet RE, et al. 2011. Congenital varicella syndrome: the evidence for secondary prevention with varicella zoster immune globulin. CMAJ 183(2): 204–208.

EMC. 2013. Summary of product characteristics: Zovirax. Electronic Medicines Compendium. www.beta.medicines.org.ukÖffnet ein neues Fenster

Fox G, Hoque N, Watts T. 2010 (reprinted 2013). Oxford handbook of neonatology. Oxford University Press.

HPA. 2011. Guidance on viral rash in pregnancy. Health Protection Agency. Public health management and guidance. www.hpa.org.ukÖffnet ein neues Fenster

Lissauer T, Fanaroff AA. 2011. Neonatology at a glance. Second edition. Chichester: John Wiley & Sons

MacMahon E. 2012. Investigating the pregnant woman exposed to a child with a rash. BMJ 344:e1790

NHS Choices. 2013a. Chickenpox – introduction. Health A-Z. www.nhs.ukÖffnet ein neues Fenster

NHS Choices. 2013b. Chickenpox – complications. Health A-Z. www.nhs.ukÖffnet ein neues Fenster

NHS Choices. 2014a. What are the risks of chickenpox during pregnancy? Common health questions: infections during pregnancy. www.nhs.ukÖffnet ein neues Fenster

NHS Choices. 2014b. How rare is chickenpox during pregnancy? Common health questions: infections during pregnancy. www.nhs.ukÖffnet ein neues Fenster

NHS Choices. 2014c. What should I do if I'm pregnant and I've been near someone with chickenpox? Common health questions. www.nhs.ukÖffnet ein neues Fenster

NICE. 2012. Clinical knowledge summary: Chickenpox. National Institute for Health and Care Excellence. www.cks.nice.org.ukÖffnet ein neues Fenster

PHE. 2014. Varicella. In: Immunisation against infectious disease: The green book. Chapter 34. Public Health England

Patient UK. 2011. Chickenpox contact and pregnancy. Health information. www.patient.co.ukÖffnet ein neues Fenster

RCOG. 2007. Chickenpox in pregnancy. Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. Green-top Guideline No. 13. www.rcog.org.ukÖffnet ein neues Fenster

RCOG. 2008. Chickenpox in pregnancy: what you need to know. Patient information. Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. www.rcog.org.ukÖffnet ein neues Fenster

Shrim A, Koren G, Yudin MH, et al. 2012. Maternal Fetal Medicine Committee. Management of varicella infection (chickenpox) in pregnancy. J Obstet Gynaecol Can 34(3):287-92

Sinha S, Miall L, Jardine L. 2012. Essential neonatal medicine. Chichester: John Wiley & Sons

UKTIS. 2011. Chickenpox (varicella zoster) in pregnancy. UK Teratology Information Service. www.uktis.orgÖffnet ein neues Fenster

UKTIS. 2010. Use of aciclovir in pregnancy. UK Teratology Information Service. www.uktis.orgÖffnet ein neues Fenster